Grafenberger Allee
1977 begannen wir als Studenten der Kunstakademie Düsseldorf die Fassaden der Häuser zu bemalen, in denen wir selbst wohnten. Die "Neue Heimat" damals gewerkschaftseigene Wohnungsbaugesellscheft, ließ die 10 Häuser verfallen, um teuer und hässlich neu zu bauen. Aus dem Kampf um die Häuser entstanden die ersten Wandbilder, die sich mit aktuellen politische Ereignissen befassten. Das erste Wandbild - nach der skandalösen Chile Reise des damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Strauß aktualisiert- wurde sehr schnell zerstört, was eine große Aufmerksamkeit erregte. Das gab der Wandmalerei, die bis dahin hier fast unbekannt war, erst den richtigen Schwung.
Mit der Zeit waren dann die ganzen Häusern bemalt, so hoch wie man mit Leitern kam. Gemalt wurde nie nachts, sondern mit vielen Leuten tagsüber. Die Polizei war vielgesehener Beobachter, schritt aber aufgrund der vielen Zuschauer nicht ein, außer ein paar übereifrige Wuppertaler Polizisten, die einmal unbedingt die Farben konfizieren mussten. Als Bewohner und Schützer der Häuser sahen wir uns als die eigentlichen Besitzer. Gleichzeitig ging es uns aber auch darum, die traditionellen Orte der Kunst zu verlassen, direkt öffentlich zu arbeiten. .
Und natürlich eine Gegenöffentlichkeit zu aktuellen Themen zu schaffen, Abhörskandale, neue Atomraketen, Häuserkampf. Damals war die Terrorismushysterie groß, so wurden die gesamten 10 Häuser eines Morgens von einem Riesenaufgebot der Polizei durchsucht, schwerbewaffnete Polizisten marschierten in dein Schlafzimmer, Hausdurchsuchungsbefehle wurden nicht gezeigt und außer ein paar Gramm Marihuana wurde nichts gefunden. Es wurde abgehört und belauscht was politisch nicht passte. Berufsverbote waren weitverbreitetes Mittel die Opposition kleinzukriegen. Trotzalledem entwickelte sich eine sehr breite, sehr unterschiedliche Gegenbewegung, Hausbesetzer, Friedensbewegung, Umwelt- und Kulturinitiativen und eine Vielzahl von Bürgerinitiativen.
Schmiererei- rechts oder links?
Später gab es dann noch einen Versuch der "Neuen Heimat" die Bilder zu zerstören, was aber durch die Anwohner und die große öffentliche Unterstützung verhindert werden konnte. Trotzdem war der Zerstörungsprozess an den Häusern selbst, die Vertreibung oder Auszahlung der Mieter soweit fortgeschritten, das die Häuser nicht mehr zu halten waren und 1980 abgerissen wurden. mehr als 10 Jahre war dann dort Brachland, die Neue Heimat bankrott und jetzt steht das neue Arbeitsamt dort.